Zwischen den Plattenbauten des Bezirks Marzahn verbirgt sich Berlins schönste Parkanlage: die „Gärten der Welt“. Seit dem Jahr 2000 sind hier wie in einem Freilichtmuseum Gärten aus China, Korea, Japan, dem Orient und Bali entstanden. Die allerbeste Zeit zum Besuch sind diese Frühlingswochen. Gerade wurde die Saison mit dem Kirschblütenfest eröffnet, auch wenn sich die Vegetation diesmal nicht an die Terminvorgabe gehalten hat.
Wie es dort bald aussehen wird, zeigen diese Aufnahmen vom 15. April 2009, als uns die Gartenchefin Beate Reuber durch ihre üppig blühenden Anlagen führte. In wenigen Tagen dürfte die Natur aufgeholt haben, dann sollte der Park zum Pflichtprogramm für Gartenfreunde gehören. Neben den exotischen Gärten sind hier auch ein Karl-Foerster-Staudengarten, ein Renaissance-Garten, ein richtiges Labyrinth zum richtigen Verirren sowie ein englischer Landschaftsgarten zu finden. Hingehen!
Die Geschichte dieses Geländes ist einigermaßen kurios. Offiziell wurde es 1987 zur 750-Jahr-Feier der Stadt von den Gärtnern Ost-Berlins dem Magstrat geschenkt. Gedacht als eine Art sozialistisches Gegenstück zur Bundesgartenschau West (heute: Britzer Garten). Im Westen wiederum hatte man ein Geschenk und keinen Platz dafür: einen riesigen chinesischen Garten, den die Partnerstadt Peking dem Senat zukommen lassen wollte.
Erst 1997, also lange nach Mauerfall, kam das eine zum anderen. Schiffe voller Steine aus dem Reich der Mitte brachen Richtung Berlin auf und nach drei Jahren war der größte chinesische Garten Europas vollendet. Dieser „Garten des wiedergewonnenen Mondes“ bildet bis heute die gedankliche Vorlage für alle weiteren Projekte an diesem Ort. Stets wurde mit Gartenarchitekten des jeweiligen Landes geplant und die Entwürfe mit Arbeitern von dort umgesetzt. Wenn nötig, kam auch das Material aus dem entsprechenden Land.
Ein besonderes Schmuckstück ist der japanische „Garten des zusammenfließenden Wassers“ vom japanischen Star-Architekten und Zen-Priester Shunmyo Masuno. Hier ist mythologische Vorstellungskraft besonders gefordert, weshalb eine kompetente Führung nicht schaden kann. Der Garten beschreibt deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft, letztere in Gestalt eines Steinmeeres, das erst noch sein wird (aber jetzt schon täglich geharkt werden muss). Das geschulte Auge wird dann mit etwas Phantasie in einem Stein den Karpfen erkennen, der den Trockenwasserfall hinaufschwimmen will. Besondere Aufmerksamkeit widmete Prof. Shunmyo Masuno dem Bachlauf, dessen Steine nicht nur nach optischen Gesichtspunkten gesetzt wurden, sondern vor allem nach dem Geräusch, das sie im fließenden Wasser erzeugen.
Seltsamerweise ist dieses Kleinod den Berlinern nach wie vor ziemlich unbekannt. Das mag an der langwierigen Anreise zumindest aus den Westbezirken liegen und daran, dass mit Marzahn eher schaurige Wohnsilos assoziiert werden. Vielleicht ändert sich das im Jahr 2017. Dann wird das Gelände noch einmal erweitert – für die Internationale Gartenbau-Ausstellung.
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