John Cage in Halberstadt


Wer in den nächsten 625 Jahren nichts Besonderes vor hat, sollte unbedingt nach Halberstadt gehen. Dort ist das wohl monumentalste Orgelwerk der Welt zu hören. Ein Stück für die halbe Ewigkeit. Hier ein optischer und akustischer Eindruck.

John Cage

Komponist John Cage im Jahr 1988. Foto: Bogaerts/ Opdracht GPD

„As SLow aS Possible“ hatte der amerikanische Kompositions-Avangardist John Cage sein nur acht Seiten langes Stück einst genannt. In der Klavierfassung von 1985 waren „so langsam wie möglich“ allerdings noch überschaubare 20 bis 70 Minuten. Die Orgelfassung „Organ2/ASLSP“ zwei Jahre später bemaß sich dann bereits in Stunden. Doch erst 1997, fünf Jahre nach Cages Tod, schmiedeten einige Enthusiasten die Idee, das Stück wirklich an seine Grenzen zu bringen.

Seit dem 5. September 2001, dem Tag, an dem der US-Künstler 89 geworden wäre, erklingt in der Ruine der Burchardikirche in Halberstadt das Orgelprojekt ASLSP. 639 Jahre soll diese Aufführung dauern, so dass man sich mit einem Besuch ruhig noch Zeit lassen kann. Die John-Cage-Orgelstiftung tut das im Übrigen auch. Bislang hat die Orgel erst den gewaltigen Blasebalg und fünf Pfeifen bekommen, weitere Töne werden nachgerüstet, wenn sie an der Reihe sind. Derzeit ertönt die Quinte Dis und Ais sowie darüber die None E. Das bleibt so bis zum 5. September 2020.

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