Devotionalien wie dieses wundervolle Wackelbild bekommt man für wenig Geld an jeder Ecke in St. Petersburg, Heimat der politischen Zwillinge Vladimir Putin und Dmitry Medvedev. Aber das sind natürlich bei Weitem nicht die einzigen Kunstschätze, die Europas nördlichste Millionen-Metropole zu bieten hat.
Vor 25 Jahren, in der ausgehenden Gorbatschov-Ära habe ich Leningrad für ein paar Tage besucht. Damals im November, wenn die Tage in Polarkreisnähe finster und nasskalt werden, gab es (angeblich) genau zwei Restaurants und auf dem Nevwski-Prospekt flanierten Marineuniformen, die Hand stets zum Gruß an der Mütze. Die jugendstil-verzierten Läden der Prachtstraße boten im Wesentlichen Fellmützen feil, in Fleischertheken lagen fleischlose Knochen und das einzige, was es im Überfluss gab, waren Anstecknadeln mit Lenin-Profil.
In diesen (wenigen?) Jahren hat sich Leningrad in St. Petersburg und in eine pulsierende europäische Kulturmetropole zurückverwandelt, die sie vor der Oktoberrevolution gewesen sein muss. Im Sommer, wenn sich die Sonne erst gegen Mitternacht hoch im Norden hinter dem Horizont versteckt, pulsiert das Leben rund um die Uhr, Restaurants, Luxusläden- und Limousinen überall, während die Damen der russischen Gesellschaft um die höchsten Absätze wetteifern. Kann es wirklich sein, dass Putin und Medvedev, die Kinder dieser großartigen Stadt, das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen?
Die Reise mit Panoramabildern beginnt auf der Isaak-Kathedrale, einer goldenen Kuppel, die sich seit rund 170 Jahren über die Stadt erhebt (und seither nicht nachvergoldet werden musste). Von dort hat man einen guten Rundblick über die weitläufige Altstadt von St. Petersburg, die Peter der Große in wenigen Jahren in die Sümpfe bauen ließ. Zu Sowjetzeiten war hier ein antireligiöseses Museum untergebracht, inzwischen finden wieder Gottesdienste statt. Ähnliche unheilige Umwidmungen haben übrigens viele Kirchen der Stadt erfahren. Insofern lohnt ein Blick in die evangelische Kirche am Nevski-Prospekt, aus der man sämtliches Kirchenmobiliar und Altäre entfernte und sie kurzerhand zum Schwimmbad umbaute. Die Zuschauer-Tribünen stehen noch immer, das Becken auch, ist aber vom neuen Kirchenboden verdeckt.
Download: St. Petersburg – Vor dem Winterpalast
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Der Winterpalast war schon zu Sowjetzeiten herausgeputzt. Er beherbergt die Eremitage, eine der größten Kunstsammlungen der Welt. Was Zaren und der Adel gesammelt haben, findet sich in atemberaubender Fülle.
Download: St. Petersburg – Winterpalast Innenhof
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Der Innenhof des Schlosses.
Download: St. Petersburg – Eremitage
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Der Saal mit zwei kleinen Da-Vinci-Gemälden.
Download: St. Petersburg – Blick von der Isaak-Kathedrale
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Auf der Galerie der Kathedrale, die am Fuße der Kuppel herumführt, hat man einen fast unverstellten Blick über die gesamte Altstadt. Die vier kleinen Türme sind auf diesem Bild wegen der perspektivischen Verzerrungen wegretuschiert.
Download: St. Petersburg – In der Peter und Paul-Kathedrale
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Wer gern mit sehr vielen Menschen zusammen Kirchen ansieht, ist hier gerade richtig. Der Ansturm ist stets enorm, denn hier stehen die Schreine der Zarenfamilie.
Download: St. Petersburg – Peter und Paul Festung
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Von der Festungsmauer blickt man über die Neva auf die Stadtfassade mit Winter- und Admiralspalast
Download: St. Petersburg – Peter und Paul Festung
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Platz vor der Peter-und-Paul-Kathedrale
Download: St. Petersburg – Newski-Prospekt
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Der Newski-Prospekt ist die wichtigste Magistrale der Stadt. Normalerweise rasen hier Russen in Westwagen entlang, doch zum Schulabschlussfest, das im ganzen Land jährlich mit großem Trara gefeiert wird, ist die Straße gesperrt und wird für wenige Stunden zur Fußgängerzone. An diesem Tag ist die ganze Stadt bis weit nach Mitternacht auf den Beinen, und an der Newa bekommt man kaum noch einen Platz mit Aussicht auf das Lichtspektakel auf dem Fluss.
Download: St. Petersburg – Erlöser-Kirche
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An dieser Stelle meuchelte man 13. März 1881 Alexander den II. mit einer Sprengbombe. Sein Sohn ließ das Pflaster, auf dem der Vater niedersank, konservieren und darüber diese Kirche errichten, heute von Touristen durchflutet.
Download: St. Petersburg – Erlöserkirche
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Von außen wird besonders augenfällig, dass die Erlöserkirche im Grunde ein Plagiat der Moskauer Basilius-Kathedrale ist, nur 350 Jahre jünger. 1912 wurde sie vollendet, zu Sowjetzeiten war sie lange geschossen. Erst seit 1997 ist sie wieder zugänglich.