Wer die Beatles und viel Regen mag, ist in Liverpool genau richtig. Wir haben die Stadt Ende September 2012 besucht und fanden eine quicklebendige Metropole mit überaus freundlichen Menschen und viel Kultur, liebenswert, gute Regenkleidung vorausgesetzt. Und das viele Nass hat auch sein Gutes. Mit rund 180 verregneten Sommertagen liegt Liverpool noch deutlich über dem britischen Durchschnitt, doch dafür strahlen die zahlreichen Parks der Stadt in besondern tiefem Grün.
Die einstige Seefahrtmetropole hat in den letzten Jahrzehnten einen fulminanten Niedergang durch Deindustrialisierung erlebt, die Zahl der Einwohner schrumpfte von einst 850.000 auf fast die Hälfte. Mit einer Kanaltour bis Manchester kann man stundenlang an rostenden Zeugnissen dieses Wandels entlangschippern.
Doch längst ist in den alten Hafendocks am breiten Mersey River (mit einem Gezeitenunterschied von rund zehn Metern!) die Kultur eingezogen. Liverpool kriegt die Kurve zur jungen Metropole. Jeder Fünfte ist heute Student an einer der drei Universitäten. Die Tate Gallery hat hier eine Dependence mit Werken der klassischen Moderne und zeitgenössischen Arbeiten eröffnet, es gibt ein schönes Schifffahrtsmuseum mit dem Original-Modell der Titanic-Reihe (die Reederei war hier beheimatet) und natürlich das Beatles-Museum, das liebevoll den Weg der vier Liverpooler mit angeblichen Original-Devotionalien nachzeichnet.
Hier in den Docks steht nicht nur die erste Gitarre von John Lennon und das Schlagzeug der „Quarrymen“, aus denen später die Beatles wurden. Man hat sogar den Ast vom Baume aus dem Garten der Tante konserviert, in dem John Lennon viele Stunden seiner Pubertät komponierend zugebracht haben soll.
Wem noch mehr Beatles braucht, kann sich per Taxi zu Orten des Geschehens kutschieren lassen, zum Wohnhaus von Paul McCartney etwa, zum Grab Eleanor Rigbys (das tatsächlich auf dem Kirchfriedhof der Gemeinde von John und Paul liegt, obwohl Paul McCartney laut deutschem Wikipedia eine ganz andere Entstehungsgeschichte des Songs berichtet). Man sieht die prächtige Gartenpforte von Strawberry Fields (eine Kopie, nachdem das Original geklaut wurde) und natürlich Penny Lane mit dem Barber Shop. Beatles-T-Shirts kann man an jeder Ecke kaufen, Beatle-Songs lauf in jedem zweiten Laden.
Als Pflaster für junge Musiker ist Liverpool bis heute unverzichtbar. Live-Bands treten am Wochenende in viele Kneipen auf, natürlich auch im rekonstruierten Cavern Club, der den ganzen Tag über gewaltige Touristenströme in seine Katakomben saugt.
Zum Rundum-Panorama: Die beste Rundumsicht hat man vom gut hundert Meter hohen Turm der anglikanischen Kathedrale (sie beherbergt angeblich das schwerste Kirchenläutwerk der Welt). Das Bauwerk wurde Anfang des 20. Jahrhunders vom Designer der britischen Telefonzellen, Giles Gilbert Scott entworfen, aber erst 1978 fertig gestellt. An Panoramafotografen hat Scott bei der Konstruktion des Turmes offenkundig nicht gedacht. Das quadratische Dach ist umsäumt von einer Mauer, durch die lediglich breitere Scharten Aussicht auf die Stadt bieten. An dem Rundum-Blick war wegen der vielen Perspektivwechsel deshalb besonders viel Handarbeit zu leisten.
Die Liverpool-Panoramen zum Download in HighRes gibt es auf einer -> Extra-Seite